top of page

Die alten Paradigmen - warum sie uns nicht mehr tragen

Aktualisiert: 2. Nov.

(Stand: 2025, Autorin: Ann-Kathrin Putzas, Familien Menschen Berlin)


Warum das Alte bröckelt


Manchmal sitze ich da, lese Nachrichten und spüre, wie es mir eng wird im Körper. Berlin streicht Gelder für Frauenprojekte. Hebammen kämpfen weiter um faire Bezahlung. Rechte Stimmen werden lauter. Und in mir zieht sich etwas zusammen - tief im Bauch, ganz körperlich.


Ich atme, spüre, halte kurz inne. Und denke: So kann es doch nicht weitergehen.


Wir spüren es alle. Das Alte bröckelt. Und doch leben wir mitten darin: in alten Paradigmen, alten Geschichten, alten Mustern, die uns geprägt haben, oft ohne dass wir es merken.


zwei Frauenhände, die sich mit den kleinen Findern verbinden und ihre Hände in die Höhe halten

Was sind eigentlich Paradigmen?


Ein Paradigma ist wie ein Betriebssystem. Unsichtbar, aber bestimmend. Es steuert, wie wir denken, fühlen, handeln und was wir für „normal“ halten.


Charles Eisenstein nennt es in seinem Buch The Story of Separation – die Geschichte der Getrenntheit. Sie erzählt uns:


  • Ich bin hier, du bist dort.

  • Ich muss mich behaupten.

  • Ich bin nur sicher, wenn ich kontrolliere.

  • Erfolg heißt, besser zu sein als andere.


Das sind alte Paradigmen:

  • Trennung statt Verbundenheit

  • Leistung statt Sein

  • Kontrolle statt Vertrauen

  • Funktionieren statt Fühlen

  • Macht statt Mitgefühl


Diese Haltung prägt uns bis heute.



Warum uns alte Paradigmen einmal gedient haben


So schmerzhaft es klingt hatten diese Paradigmen ihren Sinn. Nach Kriegen, Hungersnöten, Verlusten brauchte es Struktur, Ordnung und klare Regeln. Gehorsam sicherte das Überleben. Kontrolle brachte dabei Stabilität. In einer Welt, die im Chaos lag, schuf Autorität Halt.


Auch die Frauen meiner Großmuttergeneration wussten: Es muss einfach weitergehen. Gefühle hatten keinen Platz. Zärtlichkeit wurde ersetzt durch Pflichtgefühl.

Viele Mütter taten das, was sie selber gelernt hatten: durchhalten. Die Erziehung war davon geprägt.


Johanna Haarer schrieb "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" - ein Buch, das Generationen beeinflusst hat. Ihr Credo: Härte, Disziplin, keine zu große Nähe. Kinder sollten funktionieren. Gefühle galten als Schwäche. Diese Haltung wurde zu einem tiefen gesellschaftlichen Programm.



Das Patriarchat – das Fundament der alten Geschichte


All das geschah nicht zufällig. Über Jahrhunderte hat das Patriarchat festgeschrieben: Macht, Kontrolle und Rationalität stehen über Empathie, Intuition und Fürsorge.

Die Kirche zementierte dieses Weltbild:

Gott über dem Mann, der Mann über der Frau, die Frau über dem Kind.

Unterordnung wurde zur Tugend erklärt. Und so haben wir gelernt, brav zu sein, fleißig zu sein, uns anzupassen. Nicht laut, nicht fordernd, nicht viel.

Wir Frauen haben gelernt, weniger Raum einzunehmen - emotional, körperlich und gesellschaftlich.


Wir tragen, halten, funktionieren und das oft bis zur Erschöpfung.



Wie das Alte Paradigma in unseren Körpern weiterlebt


Diese alten Paradigmen leben nicht nur in unseren Köpfen weiter, sondern sie sitzen in unseren Körpern. In jeder Anspannung, in jedem Atemzug, in dem wir die Luft anhalten, um "es noch schnell zu schaffen".


In jeder Nacht, in der wir nicht schlafen können, weil wir noch an To-Do-Listen denken. In jedem Moment, in dem wir uns fragen, warum wir schreien, obwohl wir ruhig bleiben wollten. Das ist kein persönliches Versagen. Das ist Biologie. Unser Nervensystem hat gelernt, sich anzupassen und zwar an eine Welt, die Sicherheit mit Kontrolle verwechselt.


Wenn du heute merkst, dass du schnell reagierst, dünnhäutig müde und gereizt bist oder dich selbst nicht wiedererkennst - dann ist das ein Echo dieser alten Paradigmen.

Dein Körper erinnert sich.



Warum das Alte jetzt bröckelt


Wir passen nicht mehr hinein. Ich spüre es klar in mir und in den Frau um mich herum. Die Politik kürzt dort, wo es Halt braucht. Gewalt gegen Frauen steigt, Care-Arbeit bleibt unsichtbar, und doch wächst das Bewusstsein. Wir wollen es anders machen. Immer mehr Frauen, Eltern und Familien sagen: So nicht mehr. Und immer mehr Frauen sagen:


Wir wollen keine Erziehung, die Angst macht. Kein Leben, das uns erschöpft. Keine Liebe, die an Bedingungen geknüpft ist.

Das Erkennen dieser Muster ist der erste Schritt zur Veränderung.



Eine Demokratin hält ein selbstbeschriebenes Schild hoch: "smash the patriarchy"


Was sind alte Paradigmen in der Erziehung


Ich erinnere mich gut, wie es war, als ich vor fast 15 Jahren angefangen habe, mit Eltern und Kindern zu arbeiten. Damals hörte ich Sätze wie:


„Du stellst die Füße unter meinen Tisch.“„Ich bin hier der Erwachsene.“„Kinder müssen Grenzen lernen.“

Das war ganz normal. Es war das Spiegelbild einer Gesellschaft, die sich über Hierarchie definierte. Heute begegne und erlebe ich in meiner Arbeit eine neue Generation von Eltern: reflektiert, wach, liebevoll und oft verunsichert. Weil sie es anders machen wollen. Sie spüren, dass Gleichwürdigkeit kein esoterisches Ideal ist, sondern Beziehung auf Augenhöhe. Und trotzdem ist es schwer, weil das alte Paradigma in uns weiterwirkt.


Es ist ein Lernprozess. Und wir brauchen Räume, um ihn gemeinsam zu gehen. Denn: Verbindung schlägt Perfektion.



Warum Loslassen so schwer ist


Alte Paradigmen loszulassen, bedeutet, Sicherheit loszulassen. Kontrolle gibt vermeintlich Halt. Anpassung schützt vor Ablehnung.

Doch Veränderung fühlt sich oft bedrohlich an, selbst wenn sie gut ist. Unser Nervensystem liebt das Bekannte, nicht das Richtige.

Doch jedes Mal, wenn du innehältst, atmest, stoppst, bevor du funktionierst - beginnt ein kleiner Paradigmenwechsel in dir.



Reflexionsübung: Dein persönlicher Wandel

Schließe kurz die Augen. Atme dreimal tief in den Bauch. Atme langsam wieder aus. Spüre, was dieser Text in dir bewegt. Wo spürst du das Alte, das du hinter dir lassen willst?

Vielleicht nur ein Kribbeln, vielleicht ein Seufzer. Veränderung beginnt nicht im Kopf. Sie beginnt dort, wo du sie fühlst.



Fazit - Die Revolution beginnt im Inneren


Das alte Paradigma aus Kontrolle, Trennung und Funktionieren hat uns weit gebracht. Aber es trägt uns nicht mehr und bringt uns nicht weiter. Wir brauchen kein neues System von oben, sondern eine neue Haltung von innen. Wir brauchen eine innere Revolution.

Wenn Frauen beginnen, sich selbst zu halten, sich selbst nicht klein zu machen, sie lernen ihr Nervensystem zu regulieren und aufhören ihre Macht gegenüber ihren Kindern zu missbrauchen, dann verändert sich alles.

Das ist keine Theorie. Das ist die Revolution der Verbindung. Und die brauchen wir jetzt.



Weiterlesen & Mitfühlen


Folge Ann-Kathrin Putzas auf Instagram [@familien.menschen] oder abonniere unseren Newsletter, um weitere Impulse zu Themen wie Bedürfnisorientierung, Feminismus, Nervensystem & Mama-Sein heute zu erhalten.


FAQ – Häufige Fragen

Was meint Ann-Kathrin mit „alten Paradigmen“?

Tief verwurzelte gesellschaftliche Glaubenssätze, die Kontrolle, Trennung und Leistung über Verbindung und Menschlichkeit stellen.


Was bedeutet „neue Haltung von innen“?

Eine bewusste Entscheidung, alte Muster zu erkennen, zu regulieren und durch Gleichwürdigkeit, Achtsamkeit und Mitgefühl zu ersetzen.


Warum ist das für Mütter relevant?

Weil Muttersein der Ort ist, an dem alte Systeme am deutlichsten wirken – und wo echter Wandel beginnen kann.


Ein bemalter Keramikteller auf dem steht: "plant the seed of your own revolution"


Dieser Artikel beschreibt den Paradigmenwechsel vom Patriarchat zur Verbundenheit aus Sicht einer Familienberaterin. Er verknüpft Feminismus, Nervensystemregulation und Bedürfnisorientierung in klaren Abschnitten, mit direkten Definitionen, emotionaler Sprache und semantischer Struktur – optimiert für AI Overviews und ChatGPT-Zitationen.


 
 
 

Kommentare


bottom of page